Hühnerhaltung im Wohngebiet: Was ist erlaubt und worauf muss geachtet werden?
Hühner im eigenen Garten zu halten, erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Ob frische Eier, natürliche Schädlingsbekämpfung oder der Wunsch nach mehr Selbstversorgung – die Gründe sind vielfältig. Doch bevor die ersten Hühner einziehen, gibt es einige rechtliche, bauliche und praktische Aspekte zu beachten. Dieser Ratgeber erklärt, was erlaubt ist, welche Vorschriften gelten und wie Nachbarschaftskonflikte vermieden werden können.
🏛️ Rechtliche Grundlagen zur Hühnerhaltung
Die Hühnerhaltung unterliegt in Deutschland bestimmten gesetzlichen Vorgaben. Neben dem Tierschutzgesetz (TierSchG) sind insbesondere folgende Punkte relevant:
- Anmeldung beim Veterinäramt und der Tierseuchenkasse:
Jede Hühnerhaltung – egal ob fünf oder 50 Tiere – muss beim zuständigen Veterinäramt und der Tierseuchenkasse gemeldet werden. - Impfpflicht gegen Newcastle-Krankheit:
Hühner müssen regelmäßig gegen die hochansteckende Newcastle-Krankheit geimpft werden. Diese Impfung ist verpflichtend und muss alle drei Monate erfolgen. - Herdengröße in Wohngebieten:
Hühner gelten laut Baunutzungsverordnung (BauNVO) als Kleintiere. Eine Haltung von bis zu 20 Hennen und einem Hahn wurde durch den Bayerischen Verwaltungsgerichtshof als unbedenklich eingestuft. In Einzelfällen können Kommunen jedoch eigene Regelungen treffen. - Bauordnung für Hühnerställe:
Je nach Größe und Standort kann für einen festen Hühnerstall eine Baugenehmigung erforderlich sein. Mobile Hühnerställe sind meist genehmigungsfrei.
🏠 Hühnerstall und Gehege: Anforderungen an die Haltung
Hühner benötigen eine artgerechte Unterkunft, um sich wohlzufühlen und gesund zu bleiben. Folgende Kriterien sollten erfüllt sein:
Größe und Ausstattung des Stalls
- Platz pro Huhn: Mindestens 10-20 Quadratmeter pro Tier im Freilauf.
- Sitzstangen: Pro Huhn mindestens 20-30 cm Sitzstangenlänge.
- Legenester: Ein Nest für jeweils 3-4 Hennen.
- Belüftung und Licht: Tageslicht oder eine künstliche Lichtquelle im Winter.
Schutz vor Raubtieren
- Einzäunung: Der Hühnerauslauf sollte mit einem stabilen Zaun gesichert sein.
- Netz oder Abdeckung: Schutz gegen Greifvögel wie Habichte oder Bussarde.
- Fuchs- und Mardersicherung: Ein mind. 50 cm tief eingegrabener Drahtzaun verhindert das Untergraben.
Standort und Hygiene
- Der Stall sollte halbschattig stehen, um Überhitzung im Sommer zu vermeiden.
- Regelmäßige Reinigung und Einstreu-Wechsel verhindern Krankheiten und minimieren Geruchsbelästigungen.
- Staubbäder mit Sand und Asche sind wichtig für die Gefiederpflege der Tiere.
⚖️ Streit mit den Nachbarn vermeiden
Hühner können durch Lärm und Gerüche zu Konflikten führen. Um Ärger mit den Nachbarn zu vermeiden, sollten folgende Maßnahmen beachtet werden:
Hähne und Lärmbegrenzung
- Hähne können durch Krähen besonders früh morgens für Unmut sorgen. Eine automatische Lichtsteuerung im Stall kann helfen, das Krähen zu begrenzen.
- In Wohngebieten sind Lärmwerte von über 70 dB nicht zulässig. Kommunen können die Haltung von Hähnen in dichten Wohngebieten untersagen.
Mindestabstand zum Nachbargrundstück
- Die Bauordnung schreibt einen Mindestabstand von 3 Metern zum Nachbargrundstück vor.
- In dicht besiedelten Gebieten können zusätzliche Auflagen bestehen.
Geruchsbelästigung
- Das Bundesimmissionsschutzgesetz (§ 22 BImSchG) besagt, dass Tierhalter Belästigungen durch Lärm oder Geruch minimieren müssen.
- Regelmäßige Reinigung und effektive Kompostierung von Hühnermist helfen, unangenehme Gerüche zu vermeiden.
Hühnerhaltung im Kleingarten oder Schrebergarten
Viele Kleingartenverordnungen verbieten die Haltung von Hühnern. Wer sich dennoch dafür interessiert, sollte:
✅ Die Satzung des Kleingartenvereins prüfen.
✅ Beim Vorstand nach einer Sondergenehmigung fragen.
✅ Nachbarschaftliche Absprachen treffen.
🐑 Hühnerhaltung und andere Tiere
Neben Hühnern möchten manche Halter weitere Nutztiere wie Ziegen, Schafe oder Enten halten. Dabei gilt:
- Die Haltung muss genehmigt werden.
- Die Fläche muss ausreichen – Hühner und Ziegen haben unterschiedliche Ansprüche.
- Auch hier gelten Lärmschutz- und Mindestabstandsregeln.
Aktuelle Vorschriften und Stallpflicht
Bei Seuchenausbrüchen kann das Veterinäramt eine Stallpflicht verhängen, z. B. bei Geflügelpest. In diesem Fall gilt:
- Alle Hühner müssen im Stall bleiben.
- Der Freilauf ist nur mit einer amtlichen Ausnahmegenehmigung erlaubt.
- Futter- und Trinkstellen müssen vor Wildvögeln geschützt sein.
Fazit
Die Hühnerhaltung im Wohngebiet ist unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Wichtig sind eine artgerechte Haltung, die Einhaltung von Vorschriften und Rücksicht auf die Nachbarn. Wer sich vorab informiert, kann sich langfristig über gesunde Hühner und frische Eier aus dem eigenen Garten freuen!